Mehr als nur ein „Prisma auf einem Stock“
Die Camera Lucida, eine Erfindung von William Hyde Wollaston, die 1807 patentiert wurde, wird oft skurril als „Prisma auf einem Stab“ beschrieben. Während der Stabteil unkompliziert ist, weckt die Funktionsweise des Prismas Neugier. Welche optische Zauberei verbirgt sich in diesem gläsernen Würfel? In diesem „Interlude“ vertiefen wir uns in die Optik der Camera Lucida und beleuchten die Designentscheidungen hinter dem neuen DrawScope.
Duale Bildüberlagerung: Das Grundprinzip
Der Reiz der Camera Lucida liegt in ihrer Fähigkeit, zwei unterschiedliche Ansichten zu überlagern: das Motiv (sei es eine Landschaft oder ein Stillleben) und die Zeichenfläche. Diese Verschmelzung der Sichtweisen ermöglicht eine präzise Nachzeichnung des Gesehenen. Historisch betrachtet folgten Camera Lucidas zwei Designschulen: dem „Durchsichtigen“ Design mit Glas und Spiegeln und dem „Split-Pupil“-Design mit einem massiven Glasprisma.
Das „Durchsichtige“ Design, eine neuere Innovation, verwendet abgewinkeltes transparentes oder halbtransparentes Glas, um Spiegelungen des Motivs auf das Zeichenpapier zu projizieren. Dieses Prinzip ähnelt den Doppelbildern, die bei ausgewogenen Lichtverhältnissen in Schaufenstern entstehen. Dieses Design stammt aus dem 19. Jahrhundert und wurde um 1840 in Geräten wie Alexander Alexanders „Graphischem Spiegel“ übernommen.
Dieses Design ist jedoch nicht ohne Mängel. Beleuchtungsunterschiede zwischen der Szene und dem Papier können die Bildüberlagerung stören, und die inhärente Unschärfe aufgrund zusätzlicher Reflexionen von Flachglasspiegeln kann die Klarheit der überlagerten Bilder beeinträchtigen.
Das „Split-Pupil“-Design: Ein prismenbasierter Ansatz
Das „Split-Pupil“-Design, Wollastons ursprüngliches Konzept, positioniert ein kleines Prisma so, dass es den Blick des Betrachters zwischen dem Prismenbild und dem Zeichenpapier aufteilt und so eine Überlagerung der beiden Bilder erzeugt. Dieses Design vermeidet unerwünschte Reflexionen und sorgt für ein schärferes Bild.
Aufrechte Ansicht: Ein wichtiges Merkmal
Die einfachsten Camera Lucida-Designs, die aus einer einzigen Glasscheibe bestehen, zeigen das Motiv leider verkehrt herum. Um dies zu umgehen, verwenden die meisten Camera Lucidas Prismen, die eine aufrechte Betrachtung ermöglichen. Diese Konstruktionen sorgen dafür, dass das Licht zwei Reflexionen durchläuft, bevor es das Auge erreicht, wodurch das Bild effektiv „doppelt invertiert“ und wieder in die richtige Ausrichtung gebracht wird.
Das DrawScope-Prisma: Eine Anspielung auf die Geschichte
Das Prisma des DrawScope verbessert das Design historischer Prismen. Einer der größten Nachteile der traditionellen Camera Lucida ist, dass sie nicht bei jeder Umgebungsbeleuchtung verwendet werden kann; sie benötigt sehr gut beleuchtete Räume, um einwandfrei zu funktionieren. Das DrawScope hingegen verbessert dieses System mit einem Spiegelprisma und ermöglicht so den Einsatz unter allen Lichtbedingungen.
DrawScoeps Vermächtnis